Horchposten - Abhörstation Teufelsberg

An der Stelle des heutigen 120 m hohen Teufelsbergs sollte im Grunewald eine 1937 neu geplante Hochschulstadt mit einer wehrtechnischen Fakultät errichtet werden. Kriegsbedingt wurden die Bauarbeiten aber 1940 wieder eingestellt. Nach Kriegsende blieben von dem Vorhaben lediglich Ruinenreste übrig, die im Rahmen der Trümmerbeseitigung in den 50er Jahren mit Trümmerschutt überdeckt wurden - der Teufelsberg als zweithöchster Trümmerberg Berlins war entstanden.

 

Ab 1962 entstanden die ersten Aufklärungsanlagen auf dem Teufelsberg, die gemeinsam von britischen und amerikanischen Streitkräften genutzt wurden. Ziel der Abhöranlagen war die Überwachung des Funk- und Fernmeldeverkehrs von Feuerleit- und Waffensystemen der Staaten des Warschauer Paktes [1].

 

1992 wurde die Anlage von den US-Streitkräften an die deutschen Behörden übergeben. Vorher wurden jedoch noch die gesamte Abhörtechnik entfernt. Planungen für eine Nachnutzung der Anlage gab es einige, jedoch wurde bis heute kein Nutzungskonzept dauerhaft realisiert. 

Zunächst nutzte die Deutsche Flugsicherung die Anlage für einige Zeit, dann wollte ein Investor die Abhörstation zu einem Hotel mit Tagungszentrum umgestalten. Doch das Gelände wurde von der "Maharishi-Stiftung" und der "Foundation for consciousness-based education and world peace" des Regisseurs David Lynch gekauft, mit dem Ziel eine "Friedensuniversität" zu errichten. Als auch aus diesen Plänen nichts wurde, plante ein weitere Investor den Bau von Luxusappartments, die jedoch nie realisiert wurden.

 

So blieb das Gelände sich selbst und dem Vandalismus überlassen. Kupferdiebe haben sich der letzten Reste der Elektroinstallationen angenommen, wähend Sprayer und Streetartkünstler das Gelände zu einem Highlight in der Streetart-Szene entwickelt haben.

Von einigen lokalen Anbietern werden geführte Touren auf den Teufelsberg angeboten.

 

Im September 2015 kam es zu einer Zwangsräumung der Anlage, da der bisherige Pächter offenen Forderungen nicht nachkam. Nun plant der  Eigentümer die Errichtung eines Biergartens und einer Galerie auf dem Gelände. Aufgrund der baulichen Situation der Gebäude ist es momentan allerdings fraglich, ob seitens des Bezirks eine Baugenehmigung erteilt werden kann [2].

 


So sah die Abhörstation während des kalten Krieges aus (vermutlich 1982). Das Ausmaß der Zerstörungen durch Vandalismus wird hier im Vergleich zum derzeitigen Zustand besonders deutlich [1].


Weitere Impressionen

[1] Berliner Unterwelten (2013): Field Station Berlin. Geheime Abhörstation auf dem Teufelsberg

[2] Tagesspiegel, 01.09.2015