Bio-Mineralwasser: Greenwashing oder sinnvolle Alternative?

Das Unternehmen Neumarkter Lammsbräu vertreibt neben ökologischem Bier und anderen Getränken seit 2009 nun auch ein Bio-Mineralwasser mit dem Namen "BioKristall". In Neumarkt wurde dazu gleich auch noch der neue Verband "Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser" gegründet, um dem Konsumenten Hintergrundinformastionen zum Bio-Mineralwasser zu liefern. Die dort festgelegten Richtlinien für Bio-Mineralwasser umfassen einen Katalog von 46 Einzelkriterien, deren Anforderungen ein Bio-Mineralwasser zu erfüllen hat.

Mit den Richtlinien sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • strengere Grenzwerte als gesetzlich in der Mineral- und Tafelwasserverordnung vorgeschrieben
  • zusätzliche Grenzwerte für Inhaltsstoffe, die bislang gesetzlich nicht verlangt wurden
  • Vorgaben zu Quellvorkommen, Verpackung und Transport
  • Berücksichtigung ökologischer und nachhaltiger Unternehmensführung
  • Vorgaben zu Qualitätssicherung und Dokumentation
  • Gesundheitsfördernde Eigenschaften.

Die EU-Ökoverordnung vergibt für den Ökolandbau die bekannten "Öko-" und "Bio"-Labels, die jedoch nicht für Mineralwässer anwendbar sind, da natürliches Mineralwasser definitionsgemäss natürlichen Ursprungs ist und die Zusammensetzung des Wassers nicht beeinflussbar ist. Die Inhaltsstoffe von Mineralwässern hängen ausschließlich von den geologischen Eigenschaften im Quellgebiet ab. Im gleichen Zusammenhang steht beispielsweise Fleisch von Wildtieren, das gemäss der EU-Ökoverordnung auch nicht als "Biofleisch" deklariert werden kann. Um diese Regelung zu umgehen hat die Neumarkter Brauerei ein eigenes Ökolabel mit teilweise strengeren Kriterien als in der Mineral- und Tafelwasserverordnung eingeführt.

Das Bio-Mineralwasser "BioKristall" wurde 2011 von der Stiftung Warentest getestet. Die Testergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Aufgrund der geringen Mineralisierung verfügt das Mineralwassers über keine nennenswerten gesundheitsfördernden Eigenschaften.
  • Obwohl Neumarkter Lammsbräu mit umweltschonender Verpackung und Transport wirbt, wird das BioKristall-Mineralwasser keineswegs regional, sondern bundesweit in Biomärkten vertrieben. Darüber hinaus wird die eigens dafür entworfene Glasflasche nicht überall zurück genommen.
  • In der Deckeldichtung befindet sich PVC mit kritischen Weichmachern, was dem Bio-Gedanken widerspricht. Das Wasser schmeckte sehr leicht nach Kunststoff.
  • Werbeversprechen werden nicht eingehalten. So wirbt Neumarkter Lammsbräu auf der Seite von BioKristall mit mehr Transparenz für den Kunden hinsichtlich der Inhaltsstoffe, gibt jedoch keinerlei Analysenergebnisse für das Wasser an.
  • Im Test war das Bio-Mineralwasser nicht überzeugend.

Beim Bio-Mineralwasser "BioKristall" handelt es sich um ein sehr teures, schwach mineralisiertes Mineralwasser, das weder einen gesundheitlichen noch einen ökologischen Vorteil gegenüber herkömmlichen Mineralwässern bietet. Aus meiner Sicht handelt es sich hier eindeutig um den Versuch herkömmliches Mineralwasser in einem neu geschaffenen Absatzmark mit grünem Abstrich gewinnbringend zu vermarkten. 


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